Plochingen
Musikzentrum
Das Musikzentrum in Plochingen ist die Bildungs- und Begegnungsstätte Baden-Württembergs für Amateurmusik. Eingebettet zwischen Industriegebiet und Gleisanlagen strahlt das Gebäude dennoch eine hohe Prägnanz für das Stadtbild und die Umgebung aus. Der Gebäudekomplex besteht aus zwei höheren Baukörpern, die über zusammenfassende Mauern miteinander verbunden sind. Die straßenseitige Mauer öffnet sich mit einem großen Torbogen. Auf den verbindenden Mauern lagert eine Verbindungshofdecke mit großer kreisförmiger lichtdurchflutenden Öffnung auf. Im südwestlichen Gebäudeteil befinden sich die Akademie, Musizierräume, Verwaltungsbüros sowie ein Orchestersaal. Im zweiten Baukörper sind Übernachtungszimmer und ein Restaurant untergebracht.
Die tragwerksplanerische Kreativität war bei dem ausgezeichneten Projekt bereits bei der Baugruben- und Gründungsplanung gefragt. Aufgrund der Nähe zum Neckar, der unmittelbar anstehenden Auelehme und der stark wasser-durchlässigen Neckarkiese wurde zunächst eine wasserdichte Baugrube geplant. Umgesetzt wurden dann rückverankerte Spundwände sowie eine auskragende, überschnittene Bohrpfahlwand im Bereich der angrenzenden Bahngleise. Die Verbauwände wurden zur Sicherstellung der Wasserundurchlässigkeit der Baugrube bis zu 7 m unter die Baugrubensohle in die dichten „Bunten Mergel“ geführt.
Da die tragfähigen Kiese nicht unmittelbar unter der Gründungssohle anstanden, waren Maßnahmen zur Tieferführung der Lasten erforderlich. Durch eine Gründung auf einer optimierten Anzahl duktiler Gusspfähle konnte auf aufwendige Magerbetontieferführungen in die tragfähigen Neckarkiese verzichtet werden. Im Ergebnis konnte so eine unter den vorhandenen Randbedingungen und im Sinne der Nachhaltigkeit optimierte, Beton- und CO2-reduzierte Gründung umgesetzt werden.
Die Gebäude wurden dann als auf das notwendige Minimum reduzierte Stahlbetonkonstruktion geplant. Der Orchestersaal wurde durch den Einsatz schlanker Stahlbetonträger stützenfrei realisiert. Die thermisch von den angrenzenden Bauteilen entkoppelte Verbindungshofdecke mit Abmessungen von 20 x 20 m kragt durch eine kreisförmige Öffnung mit 16 m Durchmesser bis zu 6 m von ihren Auflagerungen aus und konnte mit einer 30 cm starken Flachdecke realisiert werden. An die beiden Baukörper wurde die Decke mit Isokörben angebunden. Die Anbindung an die seitlichen Begleitwände, bzw. Mauern erfolgte unter dem Ansatz einer Einspannwirkung.