Tübingen
MPI Intelligente Systeme
Beim Neubau des Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme erstreckt sich hangseitig ein L-förmiger Baukörper als sogenanntes Gartengeschoss und schafft eine spannungs- volle Verzahnung von Gebäude und Außenraum. Aus dem straßenbegleitenden Baukörper werden unterschiedliche Gebäudehöhen mit drei bzw. fünf Bürogeschossen entwickelt. Das Gartengeschoss verfügt über 5,40 m Geschoss- höhe zur Unterbringung der hallenartigen Videostudios. Außerdem sind hier alle Standardlabore sowie die experimentellen Sondernutzungen untergebracht. Vom Niveau der Spemannstraße führen Terrassen barrierefrei auf einen eingeschossigen Flachbau und bieten ein einzigartiges Panorama auf die Schwäbische Alb. Auf fünf Ebenen umschließen Aufenthalts- und Kommunikationszonen ein Atrium, das über ein quadratisches Oberlicht natürlich belichtet wird.
Um das Gebäude nachhaltig zu gestalten und flexibel zu nutzen, wurde die Konstruktion nach dem Grundprinzip „So wenig Tragwerk wie möglich – so viel wie nötig“ konzipiert. Zur Gebäudeaussteifung der fünf Obergeschosse wurden nur die durchlaufenden Treppenhaus- und Aufzugsschachtwände herangezogen. In den beiden Untergeschossen bilden die äußeren Umfassungswände einen biegesteifen Kasten. Ansonsten gibt es kaum tragende Wände, die die Flexibilität des Gebäudes einschränken.
Einen Sonderbereich bildet das zweigeschossige, über 300 m2 große stützenfreie Videolabor. Über die 14 m weitgespannte Decke werden hier die Stützenlasten aus dem darüber liegenden Geschoss abgefangen. Zudem wurde die Decke für schwere Anhängelasten von insgesamt 60 t ausgelegt. Statt der herkömmlichen Konstruktionsweise mit meterhohen Unterzügen, die die nutzbare Raumhöhe einschränken, kam hier eine vergleichsweise schlanke vorgespannte Flachdecke zum Einsatz.
Tübingen liegt in der Erdbebenzone 3, einer Region mit den höchsten Erdbebenbeanspruchungen in Deutschland. Bei den hohen Einwirkungen und der minimierten Anzahl von aussteifenden Wänden erforderte der Nachweis der Erdbebensicherheit eine detaillierte Simulation am dreidimensionalen Gesamtmodell des Tragwerks.